Liebe Freunde der komischen Kunst, wenn man über etwas schreiben muss, von dem man gar nicht recht weiß, was man davon und wie man es dann damit halten soll, dann ist es zum Beispiel so, dass es sich um Gaudiklaudi handeln können braucht. Einigen Publikanten hat sie mit ihrem Vortag schon das Schweigen der Fremdscham in den Leib getrieben. Gaudiklaudi hat keine Angst, und ich auch nicht. Und so heilt sie den Schmerz, den sie mir zufügt, weil es sie vor gar nichts graust, mit nahezu Olaf Schubertschen Qualitätsperlen. Ob sie das mit Absicht oder ohne Reflektion oder manchmal mit ohne beides macht, ist mir schnurzpiepegal – eine tolle Achterbahn, und ich zolle Gaudiklaudi meinen Respekt. Der Lutz von Rosenberg Lipinsky ist ein recht routinierter Plauderer, der viele Worte in recht kurzer Zeit aus seinem Hanseatengesicht herausschütteln kann. Charmant und souverän spricht er, wie fast alle seiner Zunft, einmal gerne ausführlich darüber, warum die Männer und die Frauen überhaupt nicht – da bin ich müde geworden. Aber es hat schon irgendwie gut geklungen. Wie er dann den direkten Zusammenhang von Fußball und Religion anhub zu bereden, bin ich wieder sehr wach geworden, aber aus der Plauderei ist leider keine Wortgewalt geworden. Da habe ich mich wieder hingesetzt. Der Alexander Göttlicher aus dem Hersbrucker Land ist recht munter auf die Bühne geturnt und spielt schön den naiven Blödelbarden und auch eine recht passable Liedergitarre. Und pfeifen kann er wie ein Zeiserl. Das alles hilft aber nichts gegen ein gerüttelt Maß an Fadnis und Öde, das der "Nordicwalkingking" generiert, indem er versucht, reichlich abgestandene adenauersche Humorpfützchen zu possierlichen fränkischen Badeseen der Heiternis umundumzuschwätzen. Der Komödiant Göttlicher hat sich redlich bemüht, leider weiß man nicht genau wozu. Der Herr Egersdörfer hat dann auch einen alten Witz furios erzählt, und schon war die dumme Pointe vergessen. So täts schon gehen – gelegentlich. In gewohnter Qualität hat er sich auch am Beispiel des Fürther Freibades schön geformte Gedanken zur Datensammelei gemacht. Das war sehr ordentlich. Alles in allem hat der Egersdörfer seinem Bestreben in der Comedylounge, Humorgrenzforschung zu betreiben und ein für das Publikum oft unberechenbares Programm herzuzeigen, mit diesem durchwachsenen Abend wacker Luft gemacht.
Liebe Freunde der komischen Kunst, einmal vor der Sommerpause hat es noch eine Comedy Lounge in dem Loft zu Nürnberg gegeben. Dieses Mal war es recht anders als sonst, weil es an dem Abend zwei Teile gab. Die Herren Ulan und Bator haben die erste Stunde des Abends bestritten. Die zweite Hälfte war dann ganz voll mit dem Egersdörfer und mit dem Egersdörfer mit Herrn Blumenbein und mit dem Egersdörfer und Carmen. Wenn ein Auftritt mit einer schönen Langsamkeit anfängt, mag mir das oft ganz gut gefallen, und weil Ulan und Bator sich schon schön Zeit gelassen haben, habe ich mir gleich einmal gedacht, das kann ja was werden. Mit ihren adretten Anzügen und ihren hundsdummen Wollbommelmützen sind die Buben recht nett anzusehen. Bewegen können die Zwei sich auch sehr apart, und sie tun es viel, und dann kann es schon einmal ganz schön seltsam daherkommen. Überhaupt - singen können sie eigentlich nicht recht gescheit, aber die Liedlein sind von einer solchen blödigen Sinnarmut gepeinigt, dass es schon ein Vergnügen macht. So spielen und so turnen sie, und oft sind es winzigkleine schöne Dramolette . Man muss aber nicht jeden schalen Witz, den ein jeder Fips-Asmussen-Imitator schon in seiner Kindheit als zu schlecht gewürzt ganz links hätte liegen lassen, vortanzen. Ein Legosystem haben die Herren Ulan und Bator, in dem sie gerne und wild umeinanderimprovisieren. Oft ist es schön und gut, ihnen dabei zu folgen, aber genauso oft ist es ein wenig oder auch ein wenig mehr fad, da kann man dann auch gut an etwas anderes denken, ich zum Beispiel an die schlechten Biere vom Vortag, und dann schwappte meine Wahrnehmung auch ganz gleich wieder an die zwei Herren hin. Wenn die Damen und Herren Komiker meinen, sie müssten wie pawlovsche Komödianten auf schattenhafte Bewegungen um die Bühne herum sofort reagieren, werde ich oft einmal pelzig. Nur beim Nachjustieren der Beleuchtung ist denen Ulan und Bator so was rausgerutscht, und deswegen weiß ich auch nicht, warum ich mich etzt da so aufrege. Herzlich danke ich den Beiden für die Unterhaltung, und schon an dieser Stelle auch den anderen Künstlern des Abends. Nach der Pause hat dann der Egersdörfer seinen Pianisten, den Herrn Blumenbein, sauber schikaniert, und der hat zu dem unsäglichen Geknödel vom Egersdörfer ein blitzsauberes Piano dazu gespielt. Der dicke böse Mann hat zwei Schlager von Roland Kaiser, naja, irgendwie gesungen und sodann Strophe für Strophe analysiert und dabei, glaube ich, ist der Egersdörfer sehr nahe an die spießbürgerlich,verklemmtlüsterne, rauhfasertapezierte Verständnislandschaft der Publikum/innen von dem Roland Kaiser hingehutzt. Weil er aber, wie so oft, mit schwerem Gerät unterwegs war, hat er auch dann gleich eine Schneise der Verwüstung hinter lassen, die durchaus die Schrecknisse der Originalschlager nachfühlen lässt. Dazwischen hat er noch Carmen gedemütigt und eine Nummer vollbracht, die für den einen oder anderen im Raum vielleicht an der Grenze des Geschmackes entlangwohnte. Für mich nicht, weil ich glaube dass solche Rossigkeiten wie der Schlonz, der aus dem Kaiser kommt, auch so eine Carmenwelt ist und die ist manchmal richtig wirklich. Da ist der Egersdörfer schon recht nah an dem Herrn Polt, wenn auch von unten her. Als Zugabe hat der Egersdörfer dann noch die Nummer mit dem eingeparkten Auto und so weiter, und da hat er wieder recht herumschreien müssen und da habe ich wieder an die schlechten Biere denken müssen, nur dass es da nichts genützt hat. Ich bin dann sehr schnell nach Hause gegangen.
Liebe Freunde der komischen Kunst, wieder hat sich eine Comedylounge im Loft zu Nürnberg ereignet. Matthias Egersdörfer hatte Ole Lehmann, Desimo und die beiden Nachwuchskomödianten Michael Dietlinger und Paule eingeladen. Gleich am Anfang hat der Egersdörfer sich einmal nicht mit Ruhm besudelt, und eine Frau im Publikum hat ihm sauber das Heft aus der Hand genommen. Nach der verhunzten Anmoderation hat es dann Lieder vom Dietlinger gegeben. Schön ist es, wenn die Menschen voll des Selbstvertrauens ihren ganzen Schaffensdrang auf die Bühne hinauftragen. Dort oben ist es dann oft hilfreich, leidlich singen zu können und, oder aber wenigstens oder ein wenig Guitarre spielen zu können, zum Beispiel wenn man Lieder dichtet. Schnell ist es mir sehr fad geworden, und eigentlich mag ich es schon, wenn einer seinen Dialekt singt, aber den Leuten beim Verständnis ein bißchen zu helfen... dann wäre eine Zigarette recht gewesen. Aber allein, ich musste an der Kasse hocken, weil der Robrock, der sonst immer da sitzt, zu blöd zum Fahrradfahren ist. Aber der Dietlinger hat dann von selber gemerkt, dass auch einmal Schluss sein muss mit dem white catholic countryside trash. Hernach hat der Egersdörfer den Desimo auf die Bühne geschwätzt. Der Desimo zaubert für sein Leben gerne und will es gerne herzeigen - das kann schon schön sein, wenn man es mag. Ein Löffelchen an Uri Geller Sauce, einmal die Ichweiswirklichnichtwasaufdeinemzettelstehtsagsdirabertrotzdem-Nummer und am Ende noch Seil-Knoten-Schere-Trick mit Frau aus dem Publikum vorführen. Wenn einer so ein netter Kerl ist wie der Desimo und so charmant plaudern kann und vielleicht dann weniger zaubert und mehr spricht, dann macht Zauberngucken Spaß, und ich muss keine Varietèvergiftung mit Sägespäne extra bekommen. Jedenfalls hatte ich keine Lust auf Rauchengehen während Desimos Darbietung. Beim Herrn Egersdörfer musste ich dann schon lachen weil er schön erklärt hat warum der Fortschritt ausgerechnet beim Butterkeks nicht Stattfindet und wie man die Filme in Videotheken eigentlich richtig ordnet und was ein CDU-Film ist. Aber zwischendurch habe ich auch an etwas anderes gedacht . An gar nichts anderes habe ich gedacht, als er dann im zweiten Teil erzählt hat, wie eine Beziehung über die Jahre aufregend bleiben kann. Da ist ein wenig der Gaul mit ihm durchgegangen und kein einziges mal habe ich rauchen wollen. Paule der Nachwuchskomödiant hat dann einen sehr wirren Vortrag gehalten und obwohl er mit seiner Glatze und der Flaschenbodenbrille eigentlich schon was zum Hinschauen hermacht, hat er sich beim Teufel nicht für eine Figur entscheiden wollen. Das hat alles sehr durcheinender und anstrengend werden lassen . Ich habe sehr stark rauchen wollen. Der Ole Lehmann hat dann ein wenig dampfgeplaudert, was für Idioten einem doch auf einem Kreuzfahrturlaubsdings begegnen Und zum hunderttausendsten mal hat einer an mich hingesagt, dass es extrem unerotische Dialekte gibt, und ich bin schon müde geworden. Aber dann ist ihm die Führertunte aus dem Gesicht gekommen, und da bin ich wach geworden. Ich kann es aber überhaupt nicht vertragen, wenn einer einen Arschwitz macht und dann meint, mir erklären zu müssen, dies sei ein Arschwitz gewesen. Gleich noch viel weniger ertrage ich es, wenn einer wie der Lehmann so eine wunderbare Melange aus Hitler und Luis de Funes hinfummelt und sich dann aber noch versucht im Fantasialand des politisch Korrekten in den ruhigen Schlaf zu brummen. Ein sehr durchwachsener Abend. Höflich danke ich den Künstlern.
Liebe Freunde der komischen Kunst. Die Lounge am 11.3. im Loft hat wie immer Herr Egersdörfer eröffnet der, wie es schien zunächst ein wenig müde war. Fast schablonenhaft hat er den Anfang in das Publikum hineinappliziert und auch seine erste Nummer war ein eher fader Ausflug in sein Ferienhaus. Spätestens als wie er aber seine Kollegen vorgestellt hat und mit hinterfotziger Charmanz auf die Bühne gebrummt hat, ist er dann aufgewacht und dann kann man auch gleich was lernen über das Leben der Anderen. Nach der Pause und 18 Tassen Kaffee hat der Egersdörfer dann auch sein rechtes Auge aufgemacht und ein kleines Mißgeschick im Publikum sogleich zum Anlaß genommen, mit der spitzen Zunge in seinem unfreundlichem Gesicht vom hundertsten zum tausendsten zu deuten. Daß er einen Bären an Hausmeistern gefressen hat, haben wir dann auch noch gelernt. Einen schönen Aufgang hatte der Götz Frittrang an der dicken Stimme vom Herrn Egersdörfer vorbei. Wie schön haben die zwei Miesepeter sich angepöpelt. Frittrang spaziert durch die Ostzone, die Niederungen der Servicesteppe Deutsche Bahn und am Gewaltpotential der Gebrüder Grimm entlang und Leichen pflastern seinen Weg. Entzückend schröcklich sind seine Bilder und solch schöne Haken muß man auch erst einmal schlagen können. Die kleine Talsohle die er durchschlurft, wenn er vom Weg der Bildgewalt der freilaufenden Assoziation abkommt und seine eigenen Legokasten zitiert und dabei leicht etwas statisch deutschlehrerhaftes annimmt, ist da schnell vergessen, genau wie die schon einwenig abgelebten Nazivergleiche. Hannes Ringlstetter der dritte Mann des Abends spielt mäßig Klavier, das macht aber nichts, weil er auch nicht ganz in das oberste Spitzel der Sangeskunst hinaufreicht, das macht aber nichts, weil er eine wunderbare Stimme hat, die er mit einer kleinbarocken Spiellust von Charakter zu Charakter und von Ton zu Lage treibt und dabei mit einem manchmal sogar kreißlerschen Silberhämmerchen böse coupliert. Den Howard Carpendale hat er schön persifliert und nach der Pause sich den volksnäheren Gesängen zugewandt und eine putzige Dialektkarte Frankens und der Oberpfalz gesprochen und gesungen und einem Niederbayern der in Nürnberg fränkelt ohne auch nur an einem Fettnäpfchen vorbeizuschweben gebührt auch eine Ehre. Alles in allem werte Herren Egersdörfer, Frittrang und Ringlstetter ein blitzsauberer Abend, vielen Dank.