Liebe Freunde der Heiterkeit,
auch im Februar hat es wieder eine Comedy Lounge beim herzensguten Meister Robrock gegeben.
Mit einer Art Paukenschlag hat es begonnen, weil die Marchingband des TSV Lauf mit ihren gefühlten sechshundert Musikanten dem Publikum ersteinmal sauber eins auf die Ohren geblasen hat. Fetter Sound im Zimmer mit Gutelaunemusik - eine prima Overture.
Desweiteren trat Vicki Vomit, auf ein komödiantischer Veteran aus der Ostzone, der nicht immer, aber oft, dann schon recht spaßig sein kann, wenn er sauber seine Retrozonenkladde zuklappt und über das redet, was wo es uns allen eben so geht: Nix passt, alles muß, aber keiner kann - recht routiniert und auch passabel. Ganz schön wird es wenn Herr Vomit seinen Hang zum Geschmacksrand entdeckt. Ganz unterhaltsam, der Mann aus der sovjetischen Besatzungszone.
Kommen wir dann zu dem Praktikanten El Mago Masin, der wo sich nicht eben recht mit einem Ruhm besudelt hat, an diesem Abend. Ein dünnes Liedgut, ein paar fade Ansagen und eine sauber an die Wand gefahrene Sprechnummer. Der gemeine Publikant hat es im Allgemeinen recht gern wenn er seine Meinung, nachdem er sie sich gebildet hat, frei und wild kundtun darf, beispielsweise durch Schweigen, Buhrufe, oder gar gelangweilten bis frenetischen Applaus. Wenn man dann den Leuten mit einem hundsdummen Text aus dem Mutterland der Fadnis daherkommt und glaubt man könne da noch was draus werden lassen , wenn man das Publikum auffordert zu buhen und desgleichen, fragt sich der nicht ganz blöde Publikant warum er, das dumme Gesabbel ertragend, dem Künstler auch noch eine Befriedigung herbeischaffen soll, indem er auf Kommando reagiert.
Ich bin dann rauchen gegangen zu den Anderen, die Bier holen waren.
Das Duo Ass-Dur hat eine von großem handwerklichen Können getragene Darbietung hingelegt. Virtuos werden da, beim vierhändigen Klavierspiel, unter allerlei Verrenkungen die Klamotten getauscht. In der Musik darinnen werden allgemeinplatzgewordene Schmonzetten, wie "für Elise" etc., recht genau zu einer akustischen Rauhfasertapete ineinandergegnietscht, wo man dann schon sich erinnert, warum man als Kind so gerne einmal in Onkel Erwins Musiktruhe hinein sich erbrochen hätte. Da wirkt der eine oder andere Dialog zwischen dem Sound fast ein klitzekleinwenig bemüht. Ein schönes Stück Variete.
Mit gezogenem Säbel hat der Herr Egersdörfer, zusammen mit seinem Bühnenwiderpart Rene Eichhorn (Andy M. Müller), einen bildhübschen Husarenritt mitten ins Publikum hineingeritten. Eine perfide Demütigung des schwulen Nachbarn geben die beiden da. Es funktioniert immer, wenn man alleine auf der Bühne seine Scherzlein über dieses und jenes Eckchen unserer Gesellschaft treibt. Deswegen war diese Nummer eben so brilliant, weil man gezwungen war das Ringen um Fassung des "Opfers" in aller Ausführlichkeit zu ertragen.Mit kleinen Gesten, großer Mimik und dem unerbittlichen Drang jede Grenze niederzutrampeln, schlachtet der Egersdörfer die vom Andy Müller hervorragend performte Mustertucke auf der Bühne. Die zwei Herren steigen hinunter in die tiefsten Niederungen ekelhaftester und dümmster Vorurteile. Der Egersdörfer hält einem da einen großen Spiegel der eigenen Verbohrtheiten vor und man kann eigentlich nur lachen weil man ertappt ist, oder aus dem selben Grunde schweigen. Ein Ausflug in die innere Mechanik dessen was den Humor zu einer scharfen Waffe macht. Ein dickes Ding.
Dank den Künstlern für einen vergnüglichen Abend.
Philipp Moll
Kommentar zu Comedy Lounge (10.02.09)