Künstlerhaus im KunstKulturQuartier - Festsaal
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…In seinem Programm zelebriert der Fürther das Fabulieren, das Auswalzen von bisweilen irrsinnigen Geschichten mit verrückten Ideen, mit immer noch skurrileren Wendungen und maßlosen Übertreibungen. Griesgrämig bis wütend, derb im Ausdruck und gerne im Ordinären wühlend, gibt er auf der Bühne in deftigem Fränkisch den polternden Proleten – was bei einem Teil des Publikums tiefste Lachfalten, bei manchen Zuschauern aber auch Stirnrunzeln verursachte. Ein Auftritt, der zweifelsohne polarisierte… (Fränkische Nachrichten)
Auch dieses Mal folgen wieder illustre Gäste dem Ruf Egersdörfers nach Nürnberg: Rotzjunge, Charmeur und zynischer Kritiker - Kay Ray vereint alle drei Figuren in sich und versprüht seinen Witz und seine ironischen Kommentare. Er kratzt an den Grenzen des guten Geschmacks und nimmt sein Publikum mit auf Reisen in die Absurditäten des Alltags.
Aus dem fernen Norden der Republik reisen Die Versager an. Das Hamburger Reportageteam recherchiert in alltäglichen Themen und entdeckt dabei eine Romantik, die sich in den Stillleben alter Maler findet. Das Dreiergespann, welches in den musischen und cinematorgraphischen Einflüssen der 70iger Jahren wurzelt, präsentiert das Video „Hausgemacht“ und zeigt wie der Apfel als Mus ins Glas kommt.
Ebenfalls zu Gast: Thomas Gsella, Ex-Chefredakteur der Frankfurter Satirezeitschrift „Titanic“, dem der legendäre Kabarettist Werner Schneyder „Witz und sprachliche Brillanz“ attestiert. Er schrieb und schreibt Lyrik und Prosa für die F.A.Z., taz, Titanic, FR, WOZ, den SWR und WDR und RBB und andere. 2004 erhielt er den Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis, 2011 den Robert-Gernhardt-Preis.
Auf Egers´ Interviewcouch: Radio Z, der freie regionale Kult-Radiosender Nürnbergs und natürlich ist auch Praktikant Philipp Moll wieder mit von der Partie.
Comedy Lounge - 12. März 2013 (diesmal sogar mit drei Fußnoten).
Wie dem auch immer sei - 500 oder 5.000 Wörter könnte man schreiben, oder auch 50.000, aber reichen würd's sowieso nie, um getreulich zu schildern, was da abging, während der Zeit der Sedisvakanz am 12. März im Zweitausendunddreizehnten Jahre des Herrn, des jüngeren, im Festsaal des guten alten Komms zu Nürnberg.
Eine Dame sprach mich an, im Foyer vor Beginn der Veranstaltung, ob sie hier richtig sei, fragte sie, ob denn hier der Komiker aufträte. Nun ja, sagte ich, Auftritt sei schon, bloß ob es ein Komiker sei ... Nur reichte dieses Ausweichen bei weitem nicht, dass sie sich nun etwa bequemt hätte, ihr eigenes Gehirn zu nutzen. Vielmehr fragte sie stupide weiter: Ob dies die Königsstraße 93 sei? wollte sie wissen. Ich erwiderte gar nicht mehr, sondern deutete auf das Plakat, das ca. 20 Zentimeter neben ihrem Kopf an der Wand hing. „Egersdörfers Comedy Lounge", stand da fett gedruckt, „Königsstraße 93". Start 20 Uhr, beim dritten Schlag des Schulgongs.
Ja, er mobilisierte das Volk, unser großer Meister, von nah und fern kamen sie, um Matthias Egersdörfer und seine Gäste erleben zu dürfen, und zwar den Hohepriester der komischen Lyrik Thomas Gsella, den Atomschwuchtel Kay Ray aus Hamburg, ein Paar Versager aus darselbst, als auch P. „Balthasar den Praktikanten" Moll sowie einen kleinen, maßgeschneiderten Wintereinbruch, der vielleicht den einen oder anderen von einer überstürzten Flucht aus dem Theater abhielt.
Geboten wurde Comedy, und zwar lückenlos, auch wenn zwischenzeitlich Rufe im Saal zu hören waren, die besagten, Lyrik und politische Diskussionen seien gar keine Comedy. Dieses Geplärr muss aber eher als eine Art Hilfeschrei verstanden werden, und dass da jemand im Publikum saß, der die intellektuelle Ausstattung, die nötig war, um noch weiter folgen zu können, zu Hause liegen gelassen hatte.
Eine Schande ist das nicht, für keine der beiden Seiten, und von solchen unvermeidbaren Verlusten abgesehen, haben sich die meisten so höllisch amüsiert, dass nach Recht und Sitte eigentlich ein Aufschlag fällig geworden wäre. Eine Art Erheiterungsabgabe, mit voller Progression.
Denn Zeit spielte keine Rolle. Selbst dann, wenn man ein notorischer Nörgler wäre, könnte man sich über manches beschweren, bloß nicht, dass der Abend zu kurz gewesen sei. Vor unserem inneren Auge sahen wir den grinsenden Taxiunternehmer, eine durchgeweichte Zigarre in den verkrusteten Mundwinkel geklemmt, in des Egersdörfers schmierig-klebrige Hand Geldschein um Geldschein zählend, auf dass dieser Schlawutzki das Amüsement über Gebühr ausdehne, bis dass die U-Bahnen und Busse längst zu ihrer letzten Fahrt angetreten und die gestrandeten Massen in ihrer Not den Mietdroschken-Gangstern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein würden.
Ebenfalls nicht beklagen konnte sich irgendein Seelchen, dass der Abend nicht so begonnen hätte wie immer und stets. Konkret nämlich mit dem Spaziergang des heiligen Grauens, welches das Publikum überkam, als Matthes E. an den Sitzreihen entlang schrappte, zu tätigen die Fleischbeschau, zu treiben heitere Berufskunde, zu vollziehen die Klamottenkontrolle und zu bewerkstelligen den Glatzentest.
Und siehe, alles Volk, das da war zusammengelaufen, um sich schuriegeln zu lassen, bestand nicht nur die Prüfung, vielmehr drehte es den Spieß um und befragte den in ein außergewöhnlich weißes Hemd gehüllten Conferencier, weshalb er stets die Hand in den hinteren Hosenbund gesenkt halte.
So erfuhren wir aus des Meisters Mund, dass es da hinten gar feuchtlich sei, in der Hose, was sich angenehm anfühle, und warm zumal. Quod erat expectandum, wie wir Lateinschüler gerne seufzen.
Auch El Mago Masin drückte sich im Publikum herum, einen Überschuss wimmelnder Erreger in den „ungewaschenen Zauseln", so Dr. Egersdörfers stringente Diagnose. Der gab den Pestkuss lieber umgehend an Sigi Weckele weiter, welcher ebenfalls sich blicken zu lassen gewagt hatte.
So heterogenst die Besetzung, so disparatest die Reaktionen der Zuschauerschaft am Ende der vielstündigen Leistungsschau: von „eine echte Offenbarung!" bis „was ein schmieriger Scheißdreck" war alles dabei.
Anstoß zu wildwuchernden Diskussionen gab namentlich ein gewisser Herr Kay Ray, gelernter Friseur aus Osnabrück oder auch Hamburg oder wo, gewandet in nuttigem Leopardenimitat, die Haarpracht auftoupiert wie der junge Farin Urlaub, betont tuntentuntig gleichwohl lautstark bisexuell - und ein herausragender Kenner sämtlicher Witze, die je auf einem Hamburger Fischmark gerissen wurden!
Im Grunde kann EINE Kritik diesem Kerl nicht gerecht werden, im Grunde bräuchte es eine ganze Erörterung, mit siebzehnfünfundelfzig Pros und Kontras und einer Synthese, für die jeder Dialektiker seine Conclusio abschlecken täte.
Schon im ersten Durchlauf, vor der Pause, legte Kay Ray los, als bliebe ihm nicht mehr genug Zeit, um alle Kalauer zu reißen, die er unbedingt reißen müsste, weil ihm der Teufel im Nacken sitzt. Einer Breitspur-Dampfwalze gleich rumpumpelte er durch den Garten der Tabus, kein einziges auslassend (Ehebruch vs. Moschee), keine Minderheit (Juden vs. Gasrechnung) verschonend, keine Randgruppe (Behindertenparkplatz) außer acht lassend. Ein Systematiker, der sich akribisch durch den Katalog der zu verletzenden Gefühle arbeitet, als sammele er Briefmarken.
Leider, und darauf muss ich bestehen, glänzte Kay Ray vor allem mit Masse (und ich spreche dabei nicht von seinem Penis, der uns nach der Pause vorgeführt wurde) - und nicht mit Klasse.
Hamburger Fischmarkt, wie gesagt, und überwiegend Zoten, die so alt sind, dass schon mein eigener Urgroßvater - übrigens in Hamburg gebürtig und daher qua Abstammung meine Kritik legitimierend - seinen für solche Gelegenheiten vorgesehenen Ausspruch tat, im Keller klappere schon die Bartwickelmaschine ... „Man kann auch ohne Beine Sportschau sehen" sangen die Goldenen Zitronen bereits 1991, vieles könnte auch von der Bloodhound Gang stammen, übersetzte man Rays obszönen Ausfluss ins Englische („a lap dance is so much better when the stripper is cryin'") 1 und ich erinnere mich an einen meiner Lieblingssongs, der da stammt von Denis Leary, den schönen Titel „I'm An Asshole - and damn proud of it" trägt und in dem es heißt: „I park my car on handicap spaces while handicapped people make handicapped faces" 2.
Nun - immerhin ging das Rezept auf: da definitiv für jedes Tabu ein passender Zuschauer im Publikum sitzt, der über den Tabubruch lachen kann, muss man nur alle Tabus brechen und schon gehört einem der ganze Saal. Hier gefurzt, dort gefickt, da ein nackter Papst, hier eine zahnlose Muslimin, geraucht, gesoffen, geschissen, gekotzt - alles mit Tuntentimbre schrill und zappelig vorgetragen, und schon lachen mit Sicherheit jene 99% der Zuschauer, die jeder einzelne seine ganz persönliche Verklemmung im geheimen Keller des Herzens mit sich herumtragen.
Mir persönlich ist dieses Konzept zu simpel. Da steckt keine Mühe dahinter, da kann ich keinen neuen Gedanken, keine originäre Idee entdecken. Vielleicht bin ich inzwischen einfach selbst ein abgebrühter alter Sack, doch mir gingen während des gesamten Auftritts Adjektive durch den Kopf wie: mittelmäßig, platt, ausgelutscht, verstaubt, billig, dumm.
Eines jedoch - und das muss ich zugeben, ob ich will, oder nicht -, eines jedoch hat er drauf, Herr Kay Ray: er ist überzeugt von sich und von dem, was er tut - mehrfach verkündet er es auch explizit: er macht, was er macht, weil es ihm Spaß macht, und zwar so großen Spaß, dass ihn keine Kritik, kein Einreiseverbot, das inzwischen angeblich vier deutsche Städte gegen ihn verhängt haben, kein Rauchverbot, kein Nacktverbot, nicht die Narben und Falten des Alters, nicht Sackratten noch Hämorrhoiden, keine Religion und kein Konzern der Welt daran hindern können. Diese Einstellung ist es, die es ihm erlaubt, ein x-beliebiges Thema wie ein volles Glas ganz langsam, olle Kamelle für olle Kamelle immer weiter vorwärts zu schieben, bis an die Kante des Tisches und darüber hinaus. Kotwürste, Hängetitten, vergewaltigte Urnen, Zäpfchen, Smegma 3, Krebs: er führt das Publikum ganz behutsam an jeden Abgrund.
Sein Timing ist perfekt, ein Spannungsbogen steht bald unzerstörbar im Raum wie ein Nnrdkoreanisches Siegesdenkmal, so dass niemand mehr überrascht oder gar abgestoßen ist, als Kay Ray endlich die verschmodderten Unterbuxen fallen lässt. Fasziniert glotzt ein ganzer Saal auf einen splitternackten Schwulen, der sein ausgeleiertes Skrotum mit seinem labberigen Schwanzwürstchen zu Tierfiguren verknotet.
Ich habe keine Ahnung, was wir da eigentlich sehen. Eine fäkalienschwangere Travestie? Einen perfekten Schwulen-Striptease? Eine der berüchtigten Parodien auf eine Parodie einer Parodie? Oder Billigen Fischtunten-Tuntenfischmarkt? Keine Ahnung.
Sagen wir es mal so: gefallen hat es mir nicht, nicht zuletzt wegen der ebenso schauerlichen wie schwuchtel-stereotypen Gesänge (Milva!), mit denen Kay Ray glaubte, die Zeit seiner Zuhörer vergeuden zu müssen. Aber ich bin froh, das gesehen zu haben. Und für die, denen dieses Urteil zu verquastet ist, in kurz und knapp: sich Kay Ray entgehen zu lassen, wäre ein Fehler. In welcher Hinsicht auch immer.
Anschließend dann kam aus meiner persönlichen Sicht der Glanzpunkt des Abends, vom Meister Egersdörfer, der doch noch die Kanzel erklomm, um ein ganz bezauberndes Kabinettsstückchen hinzubrezeln. In einer beinahe psychedelischen Stimmung entfaltete sich da eine Mär, deren Protagonisten zum einen die Ruhe, zum anderen die Sanftheit waren, ganz zart und liebevoll flankiert von zwei Gerüstbauern, die sich in Löffelchenstellung mit dem Helden auf ein geentertes Sofa kuscheln. Solche Träume wenn der Papst hätte, mein lieber Herr Psychotherapeutenfachverband, dann täte sich die ganze Scheiße auf der Welt quasi wie von selbst auflösen. Wunderschön war das, und gab auch meinem romantisch-verbrämten Herzchen den Zucker, den zu lutschen ich mich verzehrt hatte.
Volle Punktzahl also in allen wichtigen Disziplinen: Irrwitz, Blümeranz und Urwüchsigkeit an den Mann, der schon - zumindest hält sich dieses Gerücht hartnäckig - als kleiner Hosenscheißer den bösen Nachbarn der Oma mit Hitlergrüßen traktierte.
Und als wär das alles noch nicht genug und aufreibend gewesen, ging es weiter mit Film, in ganz groß und in Farbe an der Wand von dem Saal, wo rein zufällig eine Leinwand angenagelt hing. „Die Versager" nennt sich die Truppe, die gleichfalls in Hamburg heimisch ist und an einem Projekt namens „Versager TV" herumschraubt. Der Name war leider streckenweise auch Programm. Zumindest geriet die Selbstvorstellung der beiden angereisten Mitversager zu einem saublöden Gestolpere, das nur Menschen lustig finden können, die grundsätzlich dann lachen, wenn sich jemand Kaffee über die Hose schüttet. Oder eine Kamera fallen lässt. Oder den Faden verliert und einen Satz nicht beendet.
Gar nicht so schlecht war der wenngleich zu lang geratene Kurzfilm über das Apfelmus. Der war sogar sehr lustig, insbesondere die Szene, in der ein Versager bäuchlings auf einem Floß liegt, das er mit Tesafilm aus Styroporplatten zusammen geklebt hat, und über einen winterlichen Kanal zum Apfelfischen paddelt. Hier wurde es phasenweise grotesk und phantasievoll, und prompt stieg die Stimmung. Harri Schemm und Klaus Hammerlindl lassen grüßen, wie man so schön sagt. Gute Ansätze, unzweifelhaft, wenngleich da noch umfangreicher Raum sowohl für Verbesserungen als auch Straffungen ist. Auch Meister Egersdörfer erkannte geschwind das Malheur und würgte den Auftritt behende ab. Etwas, was in der Comedy Lounge gar nicht so oft vorkommt, wie mir scheint.
Intellektuell jedenfalls war nun der Augenblick gekommen, in dem die Sonne aufging. Thomas Gsella hatte Mühe auf sich genommen, hatte seine Heimat, die Metropole Aschaffenburg schweren Herzens verlassen, um ins verlauste Nürnberg zu reisen - oder war es umgekehrt? Egal - zu Gsella selbst gibt es nicht mehr viel Neues zu sagen, er spielt schon lange in der ersten Liga, er ist einer der ganz großen deutschen Sprachschöpfer der Gegenwart, und hat bereits 12 oder 17 Bücher sowie tausende Gedichte in der Apothekenrundschau und der F.A.Z. veröffentlicht. Einen genauen Überblick hat schon lange keiner mehr.
Dass er amtierender Ex-Chefredakteur der großartigen und ewiglich überragenden Titanic ist, und dass er 2011 den gewaltig dotierten Robert-Gernhardt-Preis gewonnen hat, macht das Kraut dann schon nicht mehr fett - sein Vortrag aus der Offenbacher Anthologie ist brillant, sein deutlich zur Schau getragener Ekel vor dem impertinenten Weißenoher Bier im Grunde einer sofortigen Auszeichnung für zivilen Ungehorsam würdig.
Gsellas Kunst der feinen Höchstkomik, einer Intellektualisierung des Trivialen wie Obszönen, die sich selbst demoliert, indem der Reim beinahe in den Straheldrahtzaun der Grenze zum Sperrgebiet gedrückt wird, das ist als hätte der geile Gernhardt sich an obszönem Obst verüberschluckt ... - ächem, ihr wisst, was ich meine: da verschoss einer keine billigen Napalmkracher, sondern germanistische High-Tech-Hohlmantel-Projektile, punktum.
Mein Kompliment geht an dieser Stelle auch ans Publikum, das zu großer Heiterkeit auflief, entgegen allen Comedy- und Frankentums und vor allem trotz der Auflistung Nürnbergs in der Riege der scheußlichsten Städte Deutschlands. Freilich etliche Plätze erst hinter Bielefeld, Kassel, Frankfurt am Main und Dresden.
Nach der Pause schlug erneut die Stunde, diesmal die des Interviews. Um Radio Z ging es, das von einer mehr als ärgerlichen Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) kurz und immer kürzer gehalten wird. Wally Gayermann erklärte ebenso souverän wie charmant, wo der Schuh zwickt bzw. ein protofaschistischer CSU-Staat gnadenlos Sender austrocknen lässt, die unbequeme Wahrheiten verkünden. Die BLM gibt dabei den kriecherisch-willigen Gollum für eine Landesregierung, deren Ziel nichts anderes ist als das brunzdichteste Unterdrückungs- und Überwachungssystem unter weiß-blauem Himmel überhaupt jemals.
Wally Gayermann prangerte die Streichung von nicht mehr als 5.000 Euro durch die BLM an - eine angesichts 38 Mio. Euro Jahresumsatz lächerliche Summe, deren Wegfall Radio Z dennoch an den Rande des Ruins führt. Die eloquente Nachfahrin echter Raubritter, die im Vorstand von Z sitzt, verriet uns nicht nur, was wir tun können und was wir tun sollten: Mitglied des Radio Z-Vereins werden! Bei jeder Gelegenheit dafür eintreten, dass die sogar von der EU geforderte Einrichtung der sogenannten „Community Media" zur Stärkung von Demokratie und Selbstbestimmung auch in Bayern endlich in die Tat umgesetzt wird! Euch zu wehren - und vorbei zu schauen auf: www.medienvielfalt-bayern.de, denn da findet Ihr Antworten auf alle Fragen!
Darüber hinaus half Wally, ein weiteres kleines Geheimnis des Gastgebers zu lüften, der nämlich tatsächlich Mitte der 1990er Jahre ein Praktikum bei Z absolvierte und unter Wallys Aufsicht bereits damals bewies, dass seine dicken Wurstfinger kaum dazu zu gebrauchen sind, Magnetbänder zu kleben geschweige denn zu falten. Wer hätte das gedacht?
Egersdörfers, des eher nicht mehr mit ganz so vielen Haaren gesegneten eher unfreiwilligem Exkurs in die Vergangenheit folgte ein zweiter Rückblick, gepredigt und in seinem ganz eigenem unnachahmlichen Tempo daher gesalbadert von Philipp B. Moll, dem Langhaarigen.
O Philipp, Du alte Pottsau! Bist Du wirklich nur deshalb drei Tage lang mit den evangelischen Jungpionieren an die Zonengrenze geradelt, um Dir Deinen kindlichen Arsch wund zu scheuern? Dachtest Du wirklich, in einer Ortschaft am Hinterausgang des Frankenwaldes, die den wunderschönen Namen Poppengrün trägt, könne es signifikant mehr paarungswillige Weibchen geben, als in den viel erreichbarer gelegenen Busendorf, Tittling oder Arschfick? Hast Du wirklich und wahrhaftig Deine tägliche Marienerscheinung, nur damit Du Dir selbst dreiundzwanzig göttliche Episteln hintereinander zustellen lassen kannst? Und erwartest Du wirklich, dass Dich einst ein japanischer Abgesandter in Deiner Hutzelbude auf- und besucht, um sein japanisches Haupt, welches gekrönt ist von einem japanischen Haarknoten, welcher festgesteckt ist mit zwei gekreuzten japanischen Eßstäbchen, vor Dir zur Erde zu neigen, um Dir zu übergeben einen versilberten Penisknochen vom japanischen Forschungswalfisch, in den der Dank des japanischen Kaisers eingraviert ist, für Dich, den letzten Fahnenträger der roten Sonne, die des morgens sich erhebt über gute Haikus wie als schlechte?
Ja.
Ja, ja, und außerdem: danke für diesen Vortrag.
Der Berichterstatter ist natürlich nicht besonders stolz darauf, sich die absolut lachhafte Zahl von 17 Silben nicht merken gekonnt zu haben, aus welchen der Haiku bestand, mit dem Moll es fertig brachte, sowohl Gelsenkirchen, dessen Barock als auch Bielefeld zu besingen. In schwachsinnigster Verschränkung, aber ganz lieblich, wunderreizend und schön. Ich behaupte, dieser Praktikant spielt schon lange die erste Geige im Lyrikensemble.
Thomas Gsella amüsierte sich dementsprechend laut sichtbar ehe er zum zweiten Mal wie ein Jesus mit Dolce & Gabbana-Brille erschien und ganz überragend meisterhafte Bildgedichte zur Vorlesung brachte. Diesmal aus der traurigen Abteilung, und wieder durchaus anspruchsvoll - eine Pointe, in der das Wort „Birkestien" auftaucht, dürfte an Einmaligkeit ihres gleichen suchen (sic!). Gsella sitzt dabei unterhalb der gigantischen Projektion, an einem Tisch, der zu ihm kontrastiert wie ein Konfirmationsanzug, bloß exakt andersherum, weil zu groß.
Schließlich und endlich rockte Kay Ray einen frenetisch applaudierenden Saal, doch davon hatten wir's vorhin schon zur Genüge.
Ein Abend der eingelösten Versprechen möchte das gewesen sein: die U-Bahnen längst zur Hölle gefahren, eine nackte Quasseltante auf der Bühne - das war uns versprochen und wie vereinbart geliefert worden. Und der wunderbare, unvergleichliche, irrsinnig gutaussehende wie charmante Gastgeber erfüllte auch die letzte der drei großen Verheißungen und schenkte uns den ersten am neuen Austragungsort gespielten Witz, in kongenialer Entblödung mit seiner Bühnenpartnerin, der wunderbaren Carmen, die auch diesmal eine hinterletzte Geschmacklosigkeit mit so stoischer Miene mitspielte, dass man ihr den Nobelpreis in Selbsterniedrigung verleihen möchte. Chapeau, meine Dame! Und lassen Sie sich bitte weiterhin nicht in die Nase ficken.
Und nach über drei Stunden war sie es denn auch gewesen, die zweite Comedy Lounge im Komm zu Nürnberg, ein garantiert einmaliges Ereignis in der fränkischen Weltgeschichte. Spätestens nachdem zum krönenden Abschluss der Chose eine gewisse Schauspielerin eben dasselbe Mikrophon in den Mund steckte, mit dem eine gewisse Nackedei-Tunte wenige Minuten zuvor in einer gewissen Unterhose gestochert hatte, bis ein Kurzschluss in einem gewissen Genitalsektor auftrat bzw. gerade noch gelöscht werden konnte.
Im Januar schon war ja Bird Berlin halbnackt über die Bühne gesprungen, wie ein Riesenelch vom Jupiter.
Dieses Mal war es Kay Ray, der allen, die es sehen wollten oder nicht, unter Heranziehung bzw. Langziehung seines ausgeleierten Pimmels die Schildkröte zeigte.
Wir dürfen gespannt sein, was uns als nächstes erwartet. Sehr gespannt.
Am 9. April ist es soweit.
1 wem ist schon der Auftritt des (schwulen) Bloodhound Gang-Bassers Evil Jared Hasselhoff in TV Total geläufig, wo dieser „sich auszog und seinen Penis präsentierte, den er vorher mit dem Titel der Sendung bemalt hatte" (Zitat: wikipedia).
2 erschienen 1990 auf einer Platte mit dem wunderschönen Namen „No cure for cancer" - diese Liste ließe sich praktisch endlos fortsetzen, wofür ich jedoch nicht bezahlt werde. Aber zeigen, dass wir hier wie beim Passivrauchen ausschließlich die abgestandenen Rückstände zahlreicher und um Welten besserer Originale konsumierten, will ich schon.
3 vgl. Foto auf wikipedia.