Kümmeldeutsche! ErdapfelarierInnen, Odinstalker!
Nur mal nebenbei – wissen sie eigentlich was sich am 9. November schon alles ereignet hat, so historisch?
Jetzt aber zu etwas völlig anderem:
Am Dienstag, den 10. (!) November 2015 findet das novemberliche Artverwandtentreffen statt – und der treu sorgende Matthias hat sich wieder ganz schön erniedrigt und in den Schmutz gelegt, damit ein namhaftes Gastgeschwader auf der Bühne landet:
Sehr erleichtert ist unser Egersle, dass der bunte Birdy mit Hilfe der Hubert & Christine Haderthauer-Stiftung vom Zugvogel zum Bleibevogel zwangstherapiert werden konnte und uns jetzt durch den Winter trällert. Vergelt's Gott!
Moll hat gesagt, jetzt, da die Tage so kurz sind, wär's eh wurscht und er kommt halt dann auch.
Carmen hat sich schon wieder einen neuen Nagellack gekauft (natursektgülden) und Brezel-Ahmet wird einfach nicht mehr weggelassen.
Unerträglich pfauenmäßig aufgepumpt läuft Egersdörfer seit Tagen schon herum, weil er als Gäste die großartigen und congenialen siamesischen Cartoonmacher Greser und Lenz begrüßen kann, die nicht nur durch hohe zeichnerische Virtuosität bestechen, sondern auch über einen alttrepublikanisch- anarchischen, nicht im Ansatz politisch korrekten Witz verfügen, den sie seit Jahrzehnten in Drecksbättern wie der Titanic und der FAZ verbreiten.
Lastbutnotleast wird Lizzy Aumeier, Trägerin des Deutschen (Sonderpreis 2010) und bayr. (2012) Kabarettpreises, begnadete Kontrabassistin, Diplompointentimerin und Oberpfälzerin sich in die Frankenmetropole verfügen und aus ihrem aktuellen Programm „Sex und Macht“ herausspielen.
Also ich würd hingehen, wenn ich Zeit hätte.
Künstlerhaus im KunstKulturQuartier – Festsaal
Abendkasse: 16.00 € / ermäßigt: 10.00 €
VVK: 13.00 € / ermäßigt: 8.00 €
Obacht! Zu Beginn dieser Kritik stelle ich eine recht verwegene These auf und danach nicht mehr: ein nicht einmal mittelmäßiger Gelegenheitsschauspieler benötigt der Dinge drei zum erfolgreichen Arbeiten. Erstens: mächtig viel Schminke, zweitens: reichlich Lippenstift und drittens: händevoll kultureller Extravaganz. Mal sehen, ob ich später darauf zurückkomme. Vielleicht nicht.
Der Herbst-Egers hat sich etwas Cooles ausgedacht im November des Jahres, das dank Dr. Wolfgang Dings MdB als Flüchtlingslawinenjahr (#rassismusfuckyeah) in die Geschichte eingehen wird: eine Artverwandtenschau mit lauter Menschen aus Franken wie dem Comicduo Greser&Lenz oder dem Wortwitzwunder Ahmet Iscitürk oder dem Bird Berlin (♥) und einer Frau, die nicht aus Franken kommt, sondern aus Oberpfalz oder so, aber hier viele Leute kennt, wie z.B. den Philipp Moll.
Und damit kommen wir schon zu einem traurigen Kapitel des Abends. Denn der mollwelche Philipp, der durch eine gute Sprache und ausgeprägte Formulierungs- und Wortschöpfungsskills von den anderen Menschen sich unterscheidet und auf ein Podest sich stellen darf mit anderen großen Schriftstellern wie dem Ludwig Thoma oder dem Jean Paul zum Beispiel, wird vom Egersdörfer bei den Leuten krankgemeldet. Wir wünschen ihm alles Gute in das Lazarett hinein und in seine Glieder.
Jedenfalls geht der Abend dann schön an und lustig. Ahmet Iscitürk lässt ein Gägfeuerwerk alleroberster Güte nach dem anderen vom Stapel, was beim Publikum abwechselnd für Lach- und Furzkrämpfe sorgt. Warum, weiß ich auch nicht. Er ist noch sehr nervös, aber kann es schon gut, das Witzeerzählen, denn er hat es, zumindest glaube ich fest daran, wenigstens zehn Semester studiert und dann gewiss mit Summa cum laude promoviert.
Das Comicduo, das Heribert Lenz und Achim Greser sind, beherrscht die „vermuffteste, also fränkischste Form der Unterhaltung“, den Diavortrag, wie kein zweites vor ihm. Die Zeichner sind die wohl bekanntesten Franken in der Türkei, wo der grämliche Recep Tayyip Erdoğan unlängst eine Zauberin anrief und die beiden mit einem Fluch belegen ließ, der dafür sorgte, dass die Menschen dort keine Zeichnungen von ihnen mehr anschauen möchten. Dabei sind die Cartoons über IS-Psychopathen, den demographischen Wandel, FIFA- und VW-Skandale und andere Fußnoten der deutschen Tagespresse, sehr erfreulich, weil mit sicherer, achtsamer Feder gezeichnet und mit harten, kratzigen Bahlsen-Salzstängchen in den Wunden unserer urdeutschen Seelen herumstochernd und damit die ärgsten, urdeutschesten Komplexe freilegend. Es kann einen also nur sehr wundern, dass gegen Ende des Egerviews mit den Grandseigneurs des gezeichneten Witzes ein paar Arschgeigen ihre blöden Gesichter nicht zuhalten konnten. Gut, dass das der Herr Moll nicht mitgekriegt hat. Das hätte bestimmt zweieinhalb bis acht neu gezogene Scheitel gegeben.
Die Aumeierin, welche sich mit Mann und ohne Hund aus der Oberpfalz herbegeben hatte, wusste mit solchen Unterhaltungschauvinisten umzugehen und erzählte derweil etwas über Körperbewusstsein bei geschlechtsreifen Primaten und die Ästhetik in webweit kursierenden Fickfilmchen, was allgemeine Bewunderung und vereinzeltes Durchdiezähnepfeifen hervorrief. Eine tapfere Kämpferin für den Weltfrieden, das ist sie. Die Aumeierin. Aus der Oberpfalz.
Obacht! Hiermit revidiere ich meine These vom Beginn dieses Textes. Drei Dinge, die ein nicht einmal mittelmäßiger Gelegenheitsschauspieler zum Arbeiten benötigt sind erstens: ein gütiger Egers, zweitens: eine coole Carmen und drittens: mächtig viel Schminke, reichlich Lippenstift und händevoll kultureller Extravaganz. Dankesehr. [Alle ab.]