Künstlerhaus im KunstKulturQuartier - Festsaal
Abendkasse: 16.00 € / ermäßigt: 10.00 €
VVK: 13.00 € / ermäßigt: 8.00 €
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Folgendermaßen:
jetzt, im Mai, dem Airbus unter den Monaten, lädt der Herr Egersdörfer noch einmal, ein letztes mal vor der Sommerpause, eine Pranke voll Artverwandte ein:
Klar, dass das Knicklicht Carmen die Gelegenheit nutzt, ihre grauslichen Schulterpolster auszuführen und passiv aggressiv vor sich hin zu schmollen.
Logisch auch, dass der fleischgewordene Lenz Bird Berlin im Balzkleid putzig flattert und flagolettet.
Unvermeidlich, dass der gestrenge Vatter Moll uns Engerlinge aus dem fetten schwarzen Mull ins brutalstmögliche Sonnenlicht zerrt.
Schön, dass Ahmet Iscitürk aus Gostenhof vom letzten Mal wieder dabei ist, um die Bühne zu vermessen und nebenbei mit Nähkästchen zu klappern.
Zwar ist die vorherrschende Windrichtung West, unser treusorgender Matthias hat seinen Bulmers aber nach Osten gewandt und "Flüsterzweieck" aus Wien an die Pegnitzmetropole geladen: Die zwei umtriebigen Damen Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger bilden das Duo, das mit Betrachtungen wie "später werd' ich mal Alkoholikerin oder wenigstens Künstlerin" entzückt.
Man darf sich jetzt schonmal freuen.
Niemand geringeres als Rainald Grebe ist der zweite Topact des Abends. Was soll ich da sagen? Er wird halt Klavier spielen und man sollte halt zuhören. Alles andere ist Hobby.
Mit dem Silikonspachtel hat der grundgütige Matthias das Füllhorn ausgekratzt und so auch noch die Burnout Blues Convention auf die überbordende Tafel ausgeschüttet:
Die wackeren Helden der echten Musik werden den hochherrschaftlichen Festsaal mit jahrhundertealten zeitlosen Blue Notes füllen, direkt aus dem Bauch des Sklavenschiffes Hillary, das bei Kitzingen gekapert wurde.
Wenn im Kunst- und Kultur- und Quatsch-Haus gegenüber von dem Hauptbahnhof, vormals bekannt als Komm, der Rainald den Roland bespielt, der Herr Moll umschweifend das Prinzip des „Dosenlochens“ abhandelt und die Boys von der BBC (guter Name!) den Jimmy Page beschwören, dann ist wohl DemEgersdörferseineArtverwandtenihreBesprechungsÄhRubriktime (guter Terminus!).
Es begab sich, dass schon lange ausverkauft war der Verwandtenabend sodass fast nicht einmal der Klaus mehr hineinkam, weil in den Ländereien der Ruf erging, ein Mann wäre heute da, der nicht nur schön sondern auch klug wäre und das Volk kam in Überfünfhunderten um dem Wort des Herrn zu lauschen. Aber Bird Berlin war leider am Nachmittag an einer übellaunigen Gastroenteritis erkrankt geworden gewest. Wie groß die Pein.
Um diesen Mangel auszumerzen hatte der liebe Egers den echten Rainald Grebe aus Berlin eingeladen und das missfiel den Zuschauern nicht, weil wer im „Dürerhauptquartier“ (P. B. Moll) Nürnberg die Worte „der“ und „Hase“ spricht in dieser Reihenfolge, und selbst, wenn er es nicht so meint, der muss sich keine Gedanken um Sympathien machen. Güldene Momente erlebten wir noch mit dem Grebe, als er sich nicht zu schade war, aus seinem Schoßrechner irgendwelche Schnipsel herauszusingen und Scheiß, der nicht gut genug für auf Platte war. Das war wahrlich ein charmantes Potpourri der Rudimente.
Charmant ist auch vieles in Österreich. Der hundsblöde Wiener „Akademiker“ball aber zum Beispiel oder die zurückgebliebene Käfer-Esserin Larissa Marolt sind nicht gemeint. Jedoch Ulla und Toni von Flüsterzweieck kommen von Österreich herauf. Und die sind gut, denn sie machen Kabaretttheater und das hinterlässt manche Leute stutzig: ist das jetzt Kabarett oder Theater? Ja, ganz schön blöd sind die Leute. Natürlich keins von Beidem! Es ist zunächst mal ein Wort mit 3-4 „t“. Cool ist das und österreichisch und abwechslungsreich. Weil Ulla und Toni dem Österreich seine Chamäleönner sind.
Dann geht plötzlich die Tür auf und eine sexuelle Spannung kommt hereingekommen in Person von Carmen, die eine romantische Phantasie beschreibt wo sie mit dem Egers tot vor Joachim Gauck liegt und saftelt und dann sich selbst wieder gebiert als Marianne Sägebrecht oder so und der Egersdörfer darf sich auch gebären aber vielleicht als Anselm Grün. Die Leute, die zuhören weil sie auch da sind, trocknen sich die tränennassen Wangen ab, weil sie noch niemals so eine schöne Phantasie nicht hatten und viele Leute haben hastig mitnotiert und sind ganz fahrig geworden und schnell heim.
Auch bei Ahmet Iscitürk, der aus Nürnbergs „Prenzlauer Schanzen-Schwabing“ (erneut: P. B. Moll), Gostenhof herkommt, nehmen die Frühlingsgefühle die Kontrolle über. Wie ein stattlicher Panther über die Bühne stromernd, philosophiert er über sexuelle Avancen bei schönen Frauen, die natürlich in erotischen Abenteuern enden, aber nur im Kopf des Zuhörers und nicht auf der Bühne selber.
Ganz kurz wird es politisch, weil der Moderator, Gastgeber, Conférencier und Master of Ceremonies Egersdörfer auf dem Klosett einen Spruch über Physikstunden gelesen hat und den auch wiedergibt. Mit einem modisch bewussten Gast gibt es fast Haue oder nicht, weil der gegen oder für Atomkraft ist aber so genau hab ich das nicht mitgekriegt, weil ich da grad eine Petition für oder gegen Stromtrassen am Unterschreiben war. Das Thema wurde dann wegconférenciert vom Meister E. und alle haben sich verstanden und waren froh mit sich und dann spielte die Burnout Blues Convention alle Menschen heraus aus dem Komm, damit sie noch ein Bier tränken. Und es ward.
Aber irgendwo in der Stadt krümmte sich der Bird Berlin in seinem Bett, heulte und knirschte mit den Zähnen, weil er den schönen Abend verpasst hat.