Künstlerhaus im KunstKulturQuartier - Festsaal
Abendkasse: 16.00 € / ermäßigt: 10.00 €
VVK: 13.00 € / ermäßigt: 8.00 €
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…In seinem Programm zelebriert der Fürther das Fabulieren, das Auswalzen von bisweilen irrsinnigen Geschichten mit verrückten Ideen, mit immer noch skurrileren Wendungen und maßlosen Übertreibungen. Griesgrämig bis wütend, derb im Ausdruck und gerne im Ordinären wühlend, gibt er auf der Bühne in deftigem Fränkisch den polternden Proleten – was bei einem Teil des Publikums tiefste Lachfalten, bei manchen Zuschauern aber auch Stirnrunzeln verursachte. Ein Auftritt, der zweifelsohne polarisierte… (Fränkische Nachrichten)
Leo Fischer kam 1981 auf die Welt und hat es seither jeden Tag bereut. Um sich abzulenken, studierte er in Berlin und Lausanne Literatur und Philosophie. Seit 2007 ist er Redakteur und seit 2008 Chefredakteur des Satiremagazins TITANIC.
Die Wochenzeitung Der Freitag lobte die Arbeiten des "talentlosen neuen Chefredakteurs" als "Dreck", als "Gegenteil von allem, was schön und gut und wahr ist". Papst Benedikt XVI. verklagte ihn wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte; der CSU-Abgeordnete Thomas Goppel wollte ihm die "Lizenz zum Schreiben" entziehen.
Politisch engagiert sich Fischer im Bundesvorstand der Partei "Die PARTEI" als Mitglied ohne Geschäftsbereich.
Er ist Gastgeber der monatlichen "TITANIC Peak Preview" im Frankfurter "Club Voltaire" und reist mit Mark-Stefan Tietze und Michael Ziegelwagner als "TITANIC Taskforce" über die Lesebühnen des Landes.
Fischer ist Kolumnist der Jungle World und schreibt regelmäßig für die Satireseite der Taz. Sein erstes Buch, "Generation Gefällt mir" (2012) ist eine schonungslose Abrechnung mit seiner Generation, sich selbst und überhaupt allem.
In seinem ersten Soloprogramm werden Kabarett und Comedy für tot erklärt, Combarett und Kabady sind die neuen Sterne an Anton Grübeners Himmelszelt. Vieles im Leben scheint einem so sonderbar, dass es erst auf der Bühne begriffen werden kann. Frauen aber auch Männer und selbst Tiere erkennen sich in seinem Programm wieder und fühlen sich zum Teil verstanden.
Anton Grübener ist ein Vortragskünstler der neuen alten Schule. Kleine Miniaturen reihen sich wie ungeschliffene Perlen aneinander. Es gibt keinen roten Faden aber die stete Auseinandersetzung mit seiner Katze.
Humor ist ein scharfes Schwert, mit dem er einem sanft die Erwartungsbutter vom Brot nimmt. Und wenn Humor eine Katze wäre, so wäre Anton Grübener ein Schnurrhaar davon. Verwirrt Sie das? Dann kommen und staunen Sie.
Natalie de Ligt ist ein possierliches und äußerst bescheidenes Wesen, das ihren Scheffel am liebsten unter der Erdoberfläche vergräbt. Dabei kommen ab und an erstaunliche Gedanken aus ihr heraus, so dass ein Zerren auf die Bühne berechtigt ist und auch gegen ihren Willen geschehen kann und darf.
„Der Frau ihr Welt“ handelt von der Welt und allen Lebe- und Totewesen, die sich darin befinden oder eben nur vom Wind bewegt werden. Nicht nur die Frau selbst, auch das Publikum muss mit allem rechnen – auch mit schonungslosen Performances oder beschämender Langeweile. Alles zu seiner Zeit.
Blühend glitzernd und glänzend duftend fliegen Bird Berlins Federn ans Ohr. Stampfende Beats beben in unser Gemüt und lassen Tanzfüße fanatisch kreischen. Ekstatische Erotik, die beliebte Bewegung in verwirrende Verzückung verwandelt.
Musikorgasmen umschmeicheln unsre Sinne und verzaubern mit gigantischen Gefühlsräuschen.
„Wir sind wie Gold“ gibt die letzte Antwort auf die nie gestellte Frage, was mit uns Tänzern in den dunklen Nächten wirklich wurde. Wäre da nicht der unendlich ausgeschmückte Kitsch und das allgegenwärtige dadaistisch-ironische Moment würden wir tatsächlich nicht wissen wohin mit diesen klingenden Lichtbrechungen an Spiegeln und Mensch, die Schönheit in Eleganz verwandeln.
Betrifft: „Egersdörfer und Artverwandte“ (lustige Veranstaltung)
Nürnberg, an einem 15. Oktober 2013.
Herren, Damen, Tafelspitz!
Was macht ein Kritiker, wenn es nichts zu kritisieren gibt? Klar: rasch zum Lobhudler und Stiefellecker sich wandeln! Oder nein. Denn es gibt kein Ding ohne Fehl auf dieser Welt (außer mich selbst freilich), und auch kein Ding, das nicht auch seinen guten Nutzen hätte. Außer Markus Söder selbstverständlich.
Die ganze Sause war rundherum prima, tadellos und einwandfrei. Einfach nix auszusetzen, an keiner der Nummern, an keinem der Vorträge, so dass ich ganz, ganz lange bohren und kratzen muss, bis mir halt doch noch was einfällt, was nicht so toll war. Und zwar die temporale Choreografie.
Will heißen, der Ablauf, der vorsah, dass ganz früh der böse Meister seine Partnerin, die unerträglich dumme und unterwürfige Carmen, auf die Bühne zitierte und wohlig in ihren Lebensschmerz badete, wie eine gerupfte Taube im Weihwasserbecken - das war nicht zielführend.
Denn das fränkische Publikum braucht ein Weilchen, um warm zu werden, es muss wie ein kalter Dieselmotor bei minus 20 Grad erst mit zwei, drei Ster Witzen warm geheizt werden, sich gleichsam in Schwung lachen. Dann verfängt auch eine Depressionsnummer. An und für sich ja kein Beinbruch, aber irgendjemand musste den Preis dafür blechen, und das waren die tapferen Recken, die als nächste an der Reihe waren - und glücklicher Weise ihre Aufgabe meisterhaft meisterten.
Aufführende (in aufsteigender Kragenweite)
Anton Grübener, der explodierende Witz. Philipp B. Moll, der Herr des goldmächtigen Redebildes, das Pigment der fröhlichen Erkenntnis wieder einfach nur so von seinen, Molls, Lippen perlend. Leo Fischer, dynamischer Träger des heiligen Fluches. Bird Berlin, der glitzernde und singende Koloss von Gostenhof. Matthias Egersdörfer, der nicht nur beleibte und artig frisierte. Und - but not least! - Madame du monde, die Frau an der Seite des M. Egersd., die wundervolle Natalie De Ligt, eine hochstudierte Fee, die den Saal sofort verzauberte (zumindest dem Kreischen gewisser Damen zwei Reihen vor mir nach zu schließen).
Da tat ein jeder, was er am besten konnte: Grübener kurbelte das Volk durch eine Achterbahn aus Pointen, schoss mit solcher Frequenz Kalauer aus seiner automatischen Witzkanone, dass am Ende selbst die Stühle kicherten und die Wände grinsten. Der „Humor der Zukunft“, eine seiner Entdeckungen, dürfte wohl stilbildend werden (zukünftig). Ein Besuch seines Soloprogramms sei hiermit strengstens empfohlen!
Philipp Balthasar Moll hingegen blickte zurück auf sommerliche Blödsinns-Festivals, insbesondere auf seinen eigenen Sommer der Liebe, als ihm zu begreifen gegeben worden sein mag, wie nachhaltig gut das Bier und wie unvorteilhaft ihm das Gras bekomme. P. Moll ist ein Gigant der Rede, ein unerschöpflicher Quell frischen Sprachflusses, so klar und süß perlend, dass die Seele sich hinein legen und für ewig darin baden möchte. Jedenfalls bis die Haut ganz schrumplig ist.
Leo Fischer, als sei es überhaupt noch von Bedarfs, dies zu verkünden, ist wohl einer, der einem jener Pioniere gleichend, welche einst neue Kontinente eroberten, den Journalismus durch die unbekannten Gestrüppe des 21. Jahrhunderts führen kann, ja wird und unbedingt muss. Ex-Chefredakteur der Titanic in spe, mit der Gabe geschlagen, stets druckreif zu sprechen und jederzeit wasserdicht zu denken. Er verstand es, einen ganzen Saal, der sicherlich auch hier und da gewisse Einfältigkeiten barg, zu sich hinauf, in die schwindelnden Höhen des Dings, also wo bloß die ganzen Schlauköpfe hindiffludieren zipfelhausen, traktieren und na, ihr wisst schon.
Natalie De Ligt: Da stand sie, diese winzige blonde Frau, die sich bisher irgendwo hinter dem rot-schwarz-gefleckten Gebirge von Ehemann versteckt gehabt haben muss. Die Frau, die den Incredible Egers schuf, die ihn zusammenschraubte in einer Doppelmondnacht, auf dem Grabstein von Luthers Zierkröte. Und sie berichtete aus dem Haushalt des Rotbehemdeten, dass einem die Nasenhaare zu Berge standen bzw. die Nahrungsbröckelchen aus den Zahngruben spratzelten, dabei selbst (also Frau De Ligt) lieblichst gewandet in roter Bluse und schwarzem Kostüm, quasi ein optisches Ausstattungsecho des Gastgebers.
Und er, der runde Herr des Saales selbst, was war mit ihm? Er kredenzte uns ein Derilat der feinsten Art, von musizierenden Bären und hysterischen Dörflern, führte zudem mehrere Kurzinterviews und gab sich als Vorgesetzter mit menschlichem Herzen hinter der Maske eines gemeinen Misogynie-Champions. Eine Wucht auf zwei Beinen.
Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Vollgepackt das Programm, ein Dargebot besser als das andere. Die vermutlich beste Comedy Lounge der Welt, die jetzt Egersdörfer und Artverwandte heißt, weil halt ansonsten blöde Fragen gestellt würden, was dieses Hochamt des heiteren Geistes mit Comedy zu tun habe. Fragen, die niemand braucht. Ganz im Gegensatz zum gespielten Witz als finalem Abschluss, der zum x-ten Mal den Boden des Fasses, in welchem ein abgestandener Rest guten Geschmackes faulig schwappt, durchschlug. Fantastisch!
Und schau: wenn eben der Anfang nicht so dickflüssig und undurchsichtig daher gewalkt gekommen wäre, im guten alten Komm - wenn nicht - dann hätte es vielleicht den einen oder die andere im proppenbubbeldicht vollgepackten Festsaal buchstäblich zerrissen vor Lachen, mitten hindurch zerrissen, durch den mit Heiterkeit nicht gerade verwöhnten fränkischen Thorax, und das wäre ja auch nicht so schön gewesen, oder? (Plastiksack für die Zuschauerhälften, wegschleppen, aufwischen, wer weiß, was die Leute vorher gegessen haben, usw.). Damit also hätten wir gezeigt: sogar die ungünstige Abfolge hatte ihr Gutes. Q.E.D.
Und übrigens: ein Mensch war anwesend, der sich öffentlich dazu bekannte, ins Pub zu gehen – sicherlich nicht nur in meinen Augen ein extrem mutiges Outing -, und eine Frau mit Keilabsätzen als Füße, was dem Meister Rothemd sehr wohl gefiel. Obendrein war der Postillon aus Fürth zugegen, höchstselbst, leibhaftig und in personam, und alle behaupteten, dieser sogenannte Nietzsche-Vorfall sei ein abgekartetes Spiel gewesen, aber ich glaube, da wird geflunkert, weil wenn es solche Zufälle nicht gäbe, täte mit dem Zufall selbst etwas nicht in Ordnung sein, und dann hätten wir ein ernsthaftes Problem.
Das nächste Mal sich aus dem Haus begeben müssen wir uns erst wieder im November, am zwölften, dann trifft sich die Artverwandtschaft wieder - alle anderen Unterhaltungsveranstaltungse, was auch immer man uns einflüstern wird, sind's kaum wert, eine Unterhose da anzuziehen für. Naja. Fast alle.
Gez. T. Trotzki Fuchs, Obermeister, II. Stufe, Spaßpolizei (Humorpräsidium Burggraf).