Künstlerhaus im KunstKulturQuartier - Festsaal
Abendkasse: 16.00 € / ermäßigt: 10.00 €
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Das schreckt den Backenbartmeisterschaftsaspiranten Matthias Egersdörfer aber keineswegs ab, auch im Zwergenmonat zu einem Artverwandten-Treffen zu laden.
Und zwar sehr illuster, ja beinahe faschingsbunt!
Der Egers hat sich also eine popelgrüne Luftschlange aus seiner Nase herausgezogen, wo die Namen der Gäste draufstehen tun:
Geboren unter der sengenden Sonne von Rathenow und schockgefrostet vom wiedervereinten Deutschland, beschloss Marco Tschirpke, der eben die Schule beendet hatte, zum Arbeitsamt zu gehen und sich dort beraten zu lassen für den Rest seines Lebens. Man riet ihm, er solle doch sein Hobby zum Beruf machen und schlug ihm eine Ausbildung zum Berufsrevolutionär vor. Er willigte ein und lebt seitdem als Kleinkünstler in Berlin.
Achgott! Ein gelernter Theologe, ein schlecht gelaunter gelernter Theologe. Ein schlecht gelaunter, gelernter minimalistischer Theologe. Ein schlecht gelaunter, gelernter, minimalistischer, böser, irgendwie genialer Theologe; einer der auch noch kritisch ist und die Raffgesellschaft kritisiert, der brillant beobachtet und dem Publikum so den Spiegel vorhält. Und der Spiegel, das weiß man ja, ist der Arsch des Teufels.
Die Autoren Elmar Tannert & Martin Droschke kommen zum Talk mit dem Meister und plaudern ein wenig aus dem Bierkästchen: Im Sommer 2014 bereisten die Herren Droschke, Tannert und Möhl die westböhmische Provinz & Pilsen, wo sie sich durch die Biere von 20 Kleinbrauereigasthöfen tranken. Auf Ausnüchterungsspaziergängen erkundeten sie Burgen, Schlösser, Badeseen, Modelleisenbahnanlagen und diverse Knödelvariationen. Das Ergebnis ist der Ausflugsführer „Bierland Pilsen“, (Ars Vivendi, Jan. 2015) mit dessen Hilfe die Leserschaft im Rahmen von 13 Touren per Auto, Bahn oder auf Wanderwegen zu den Sudkesseln pilgern kann. Ein umfangreiches Glossar weist den Weg durch die Speisekarten, und die streng subjektiven Degustationsberichte den Weg zum richtigen Bier.
Außerdem gibt es auch noch richtig, vom Musikalischen her, hausgemachten, tanzbaren, groovigen Sound aus der Schmiede KLÄNG.
(Das sind Jan Göllner, Holger Hiesl und Falk Steffen.)
Denn endlich endlich ist auch der Moll wieder mit dabei – einen Monat hat er jetzt von der Landeshauptstadt nach Hause gebraucht. Strafe genug, findet der milde Egers und läßt ihn wieder mitmachen. Puh!
Outzig: Bird "Hummel" Berlin baut sich sein Vorfrühlingsnest aus Freudenspeichel und Carmen hat noch mehr lila Pailleten auf ihrer Drecksbluse.
Was hat das mit Comedy zu tun?
…In seinem Programm zelebriert der Fürther das Fabulieren, das Auswalzen von bisweilen irrsinnigen Geschichten mit verrückten Ideen, mit immer noch skurrileren Wendungen und maßlosen Übertreibungen. Griesgrämig bis wütend, derb im Ausdruck und gerne im Ordinären wühlend, gibt er auf der Bühne in deftigem Fränkisch den polternden Proleten – was bei einem Teil des Publikums tiefste Lachfalten, bei manchen Zuschauern aber auch Stirnrunzeln verursachte. Ein Auftritt, der zweifelsohne polarisierte… (Fränkische Nachrichten)
Taschabberlot! Meine Oma besaß zahlreiche scheußliche Sackkleider, die ausnahmslos aussahen, als seien sie aus dem Stoff verschiedener Küchenvorhänge zusammen geklebt. Eines davon trug sie zwei, drei mal ausgerechnet dann, als es meinem kleinen Bruder beim Autofahren schlecht wurde. Er kotzte der Oma auf den Schoß, unter anderem freilich, weil dieses Kleid so
besonders scheußlich war. Logischer Weise hieß dieses Kleid in unserer Familie bald nur noch: das Kotzkleid. An das Kotzkleid musste ich am Dienstag unwillkürlich denken, als ganz am Schluss der Egersdörfer'schen Anverwandten endlich Carmen im Scheinwerferlicht aufstrahlte, den gespielten Witz zu spielen. Wieder einmal der geheime Höhepunkt der Show und für viele Gäste alleiniger Anlass, ihre Kadaver am 11. Feberuarius in die
Vorstellung zu schleppen, wie der schlaue Matthias E. messerscharf auseinandersetzt. Um schnell seinen Blick abzuwenden, von dem Zehennägel spaltenden Abgrund der
Abscheulichkeit, diesem lilafarben emaillierten Holocaust von Damenbluse, den Claudia Schulz unerschrocken trägt.
Die Musik des Abends kommt von und aus KLÄNG, einer Band, die in derselben Stadt wie das KOMM wohnt, wo die drei bebrillten Herren gesetzteren Alters Lärm auf der Bühne machen dürfen, ehe bevor der großartige Meister und Haferstecher M.C.F. Egersdörfer
dieselbe erklimmt. KLÄNG klingt praktisch eins zu eins wie die 1990er, aber die Herren beherrschen ganz offenkundig ihr Handwerk und werden darüber halt auch nicht jünger. So
wie wir alle. Und es war nicht alles schlecht in den 1990ern.
Wie ein Witz mag es sich anhören, aber die traurige Wahrheit ist, dass Bird Berlin in Ausübung seines Amtes mit dem Kopfe gegen ein Kruzifix gerammt ist und ihn daher eine Gehirnerschütterung die Ausübung seiner Königsdisziplin, dem Nummerntanze, untersagt.
Egers gibt sein wirklich Allerbestes und presst der Menge die erste Strophe eines dreifaltigen Genesungswunsches ab. Angesichts der versammelten Begriffsstutzigkeit und Lurchhaftigkeit im Saale eine gewaltige Leistung!
Ein Saal, der übrigens so voll besetzt ist, dass nach der ersten Nummer immer noch Stühle herbei getragen werden müssen, um dem Volke eine feste Unterlage für dessen Hintern zu bieten. So auch dem Ziegenbart-Jüngling und seiner gleichfalls den Drogen und dem Post-Prä-Punk-Metal-Blues verfallenen Gespielin. Egersd. frisst augenblicklich einen Narren an dem unbefleckten jungen Menschenpaar, was diesem aber scheint's nicht unrecht ist.
Von hinten wanzt er sich rein, der Meister, leistet wacker Überzeugungsarbeit gegen das sinnlose Lustigsein. Fazit: ziehen wir die Scheiße durch, damit es auch einmal wieder
aufhört. Andi macht einen Sound, Stefan macht ein Licht, und alles hat sich gewaschen.
Großes Bedauern fliegt dem Maestro zu, den die teuflische Zumutung befiel, nach Mainz fahren zu müssen, um einen Preis zu empfangen und eine Dankesrede absondern zu müssen. Matthias E. berichtet von Langeweile im Endstadium, von Zahlen, die so blöd sind, dass sie sich selbst verwechseln, und dem rennenden Äffchen in seinem Handtelefon drinnen. Er muss sie wirklich ganz arg lieb haben, solche Einrichtungen wie Sauna, Fitness-
Studio, U-Bahn, Handy und IBAN, denn sonst würde er nicht unablässig darüber schimpfen, wenn auch bravourös. Und zwar bis der Moll auftaucht, herbei geritten auf einem
Shetlandpony aus der Südstadt, den achtundzwanzigsten Brief an sich selbst im Ranzen. Leider ist es lustig, was Philipp Balthasar, der Einzige, daraus hervorzitiert, eine dreimal drollige Faschingsphantasie, da wo man gleich am liebsten selber mit dabei wäre.
Grandios insgesamt und praktisch viel zu kurz, aber Marco Tschirpke will dann auch was sagen, er reiste eigens an aus Berlin, wo er sich nicht nur des Reimedrechselns befleißigt, sondern auch beeindruckend gut das Klavierspielen erlernt haben muss. Tschirpke tritt die Pedale des Flügels - den ein wenig später auch der Meister selbst noch ein wenig und verblüffend lieblich zwölftonal malträtiert - wie ein Rennfahrer und singt dazu
seine kompakten Verse. So wird’s doppelt virtuos, da gibt’s nichts zu meckern. Tschirpke muss exklusiven Zugang haben, zu jenem legendären deutschen Versebrunnen, irgendwo zwischen Harz und Brocken, aus dem ein komischer Vierzeiler nach dem anderen tropft, an dessen unerschöpflichem Reservoir sich schon Joachim, Heinzi und Robert gütlich taten.
Dunnerlüttchen, sag ich, und: Sapristi! Hat es nun Stefan Waghubinger, der „stuttgarterische Österreicher“, der „an einem unterirdischen Bergsee unter einer S-Bahnstation“ lebt – hat es also der nachrückende Waghubinger überhaupt nicht einfach,
hier noch eines daraufzusetzen. Er breitet vor uns seine Gedanken aus, über Selbstfindung, Handyfindung, Parkplatzfindung, Parkplatznichtwiederfindung und dergleichen. Er lamentiert, er benörgelt Technik, Gesellschaft, Internet und Jugend, er gibt sich mit jedem Wort altbackener und abgehalfterterer, dass ich mir Sorgen mache, ob sich diese Art des grantelnden Monologs nicht bald einmal überholt haben wird.
Ein Interview freilich gibt's auch, mit Martin Droschke und Elmar Tannert, brillant gefilmt vom fabelhaften Fürbringer. Einen Biertrinker-Reiseführer für Pilsen und Umgebung fassten die beiden erstgenannten ab, in dem sie 18 „Geheimtips“ verraten, wo es nach fröhlicher Wanderung trinkenswerte Biere gebe, welche Experte Anders Möhl fachkundig testete.
Aber ich stopfe jetzt schnell einen Löffel Haferbrei in das Getriebe meiner Vergleichsziehungsmaschine, denn es war rundherum so fuzzikado und schnuffte, dass kein einziger Buchstabe mehr …